ETV Schindellegi erlebt die „Italianità“

Die traditionelle Turnfahrt führt den ETV Schindellegi im 103. Vereinsjahr vier Tage nach Italien. Erlebnisse unvergleichlicher Art werden in Erinnerung bleiben.

Die verspätet durchgeführte 100-Jahr-Jubiläums-Turnfahrt des Etzel-Turnvereins Schindellegi (ETV, 1919-2019) wird in die Vereinsgeschichte eingehen. Es benötigte am vergangenen Donnerstag den 79-plätzigen Doppelstockbus der Schuler Reisen, Feusisberg, um die 79 Turnenden der Aktivsektion mit Gepäck verladen zu können. Der 80. Sessel unten vorne links blieb für Christian Schuler reserviert, der Feusisbergler chauffierte von dort aus die Turnschar nach Mailand, danach an die südlichste Ecke des Gardasees. Als Organisatorin managte Ehrenmitglied Cindy Späni das ganze Vorhaben: „Pandemiebedingt musste für die ursprünglich vorgesehene Kreuzfahrt eine Ersatzlösung gefunden werden.“ Das Angebot kam den Schindellegler Turnenden zupass – schon kurz nach dem Grenzübertritt wurde im oberen Stock des Busses die italienische Nationalhymne angestimmt.

 

Venedig sehen und sterben
Vorgesehen waren während des Aufenthaltes Ausflüge oder selbstorganisierte Aktivitäten, ein viertägiges und drei Nächte langes Zusammensein. „So lange wie noch nie“, meinte Späni zur Dauer der Reise. So ging es am Freitag per Bus und Schiff nach Venedig mit seinen Brücken und Kanälen. Zwar bei Dauerregen, ist die Lagunenstadt mit ihrem Ambiente rund um die berühmte Piazza San Marco beeindruckend. Thomas Mann schrieb einst „Venedig sehen und sterben“. Erst wer die Unesco-Weltkulturstadt gesehen habe, könne sterben sozusagen. Letzteres will beim ETV niemand, und auch nicht alle Mitglieder sahen die Gondolieri. In gewissen Phasen jener Tage ging die Übersicht zuweilen verloren, wer gerade an welchen Orten verblieb. Mit mehreren Gruppen wurde in idyllischen italienischen Restaurants gejasst, gepokert oder gegessen, Thermalbäder besucht, Bars und Nachtlokale geprüft, Weingüter angeschaut oder Golfplätze abgelaufen. Es wurde viel gelacht. Eigeninitiative war erlaubt. So spielten einige tief in der Nacht im Ferienresort mit seinen Anlagen und Swimmingpools im strömenden Regen vor Publikum mit Taschenlampen Minigolf – sowas hat Peschiera noch nie gesehen.

 

Arena di Verona
Am Samstag lockte die Stadt Verona. Für viele stand dabei die „Arena di Verona“ im Fokus. Das 22‘000 Zuschauende fassende Forum mit seinen Natursteintribünen lässt einen erstaunen. Der Ort der Aufführung weltberühmter Opern regte zum Träumen an:

2019 gab es zum 100-Jahr-Jubiläum des ETV fantastische Kränzliaufführungen. Warum soll zum 125-jährigen-Jubiläum im Jahr 2044 nicht ein legendärer Abend in der Arena di Verona stattfinden?

 

Vom Rennfieber gepackt
Schindellegis ETV, bekannt für seine die Feste stürmisch feiernden Mitglieder, benötigt als Reisetruppe eine starke Führungshand. Cindy Späni hatte die „Gruppo SPAENI“ im Griff. Dies mit einer Politik der langen Leine. Hinweisen auf kaltes Duschwasser begegnete sie etwa mit einem müden Lächeln. Gleichwohl erhielten gewisse morgendliche Mitteilungen beinahe Kultstatus: Zu laute Laute in der Nacht (Lärm), Barverbote und mehrfache Appelle und Verwarnungen der Hoteldirektion für die rotgedressten „Svizzeri“, dies auch für unerlaubtes Rauchen und Feuerentfachen in Zimmern mit Gebrauch der Feuerlöschgeräte. Am Morgen des letzten Tages dankte die Reiseleiterin allen, vor dem Go-Kart-Rennen keinen alkoholischen Warm- und Kaltgetränken gefröhnt zu haben. Go-Kart? Auf der Heimfahrt sonntags erfolgte ein längerer Stopp bei der Top Fuel Racing Arena in Mailand. Mehr als die Hälfte des Trosses donnerte danach mit den Mini-Boliden helmbestückt durch Hunderte von Kurven. Erst in Trainings, dann 15 Minuten rennmässig in Teams. „Nach einer Viertelstunde ist man froh, die rote Flagge zu sehen“, meinte Urs Nauer. „So ein Rennen ist hart und fordert den Körper. Man verliert mit der Zeit mehr und mehr die Konzentration“, erklärte Beat Harder. Auf Teufel komm raus wurde im Hallenrund auf Biegen und Brechen wie verrückt gerast. Jede gegen jeden. Dabei sind sie alle im gleichen Verein. Gnadenlos wurden trotzdem die Go-Karts gegenseitig „abgeschossen“. Die Begeisterung über das Fahrerlebnis war allen ins Gesicht geschrieben. Fazit der Reise: 79 Aktive plus ein Fahrer sind am späten Sonntagabend wohlbehalten in die Schweiz zurückgekehrt. Albert René Kolb

Legende zu den Fotos:

Imposant: 76 Turnende der Aktivsektion des ETV Schindellegi posieren mit Tauben vor dem Mailänder Dom. Bilder: Albert René Kolb